Behandlung von Dyskalkulie in der Ergotherapie

Ergotherapie bei Dyskalkulie

Ergotherapie bei DyskalkulieMit dem Begriff Dyskalkulie ist eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens gemeint, die allgemein auch als Rechenschwäche bezeichnet wird. Dyskalkulie spielt natürlich vor allem bei Kindern als Krankheit eine große Rolle, unbehandelt kann sich die Krankheit allerdings bis ins Erwachsenen-Alter fortsetzen.

Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen haben Schwierigkeiten mit den Grundrechenarten, die sie auch mit häufigem Üben nicht überwinden können. Sie haben keine Vorstellung von Größen und Mengen, können Rechenfehler nicht erkennen und brauchen viel Zeit für Berechnungen. Häufig wird mit den Fingern abgezählt, Aufgaben können nicht vereinfacht werden, mehrstellige Zahlen werden verdreht (zum Beispiel 64 statt 46) oder es wird sich ständig um Eins verzählt. Die Betroffenen lernen mehr als andere, obwohl sie nicht weniger intelligent sind. Oftmals wird ihnen jedoch Faulheit vorgeworfen, wenn die Aufgaben nicht oder nur unvollständig gelöst sind. Doch sie verstehen einfach die mathematische Logik nicht. Viele legen sich eigene Strategien zurecht, um die Schwäche zu kompensieren. Das funktioniert jedoch nur bis zu einem gewissen Grad, aber deshalb wird die Dyskalkulie erst spät erkannt. Durchschnittlich fallen die Probleme erst in der dritten oder vierten Klasse auf, wenn kompliziertere Rechnungen gelehrt werden.

Ursachen der Dyskalkulie

Die Dyskalkulie steht nicht für sich allein, sondern resultiert aus verschiedenen Störungen der Wahrnehmung. Die Verarbeitung der gesehenen oder gehörten Reize, die Körperwahrnehmung und die Links-Rechts-Unterscheidung können davon betroffen sein. Möglicherweise sind auch schulische oder familiäre Probleme und psychische Faktoren, wie Depressionen, Auslöser für eine Rechenschwäche, jedoch in einem weitaus geringerem Maß. Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten sind eher Begleiterscheinungen einer nicht erkannten Dyskalkulie, da das Selbstbewusstsein sehr unter den ständigen Misserfolgen leidet.

Begleiterscheinungen der Dyskalkulie

Eine nicht erkannte oder behandelte Rechenschwäche führt oft zu negativen Begleiterscheinungen. Der Leistungsdruck auf den Betroffenen führt zu einer ständigen Überforderung. Ängste, ein negatives Selbstbild und Depressionen können sich in Verhaltensauffälligkeiten, Arbeitsverweigerung, Aggressivität, Antriebsverlust, psychosomatischen Beschwerden oder eine Verschlechterung auch in anderen Fächern niederschlagen. Diese Symptome können sich so verstärken, dass die Dyskalkulie nicht erkannt wird, sondern dass diese Sekundärsymptome als Grund des Leistungsversagens angenommen werden.

Ziele der Ergotherapie bei Dyskalkulie

Das Hauptziel der Ergotherapie bei Dyskalkulie besteht darin, den Betroffenen eine Vorstellung des Zahlenraumes und der Rechenoperationen zu vermitteln. Eine schrittweise Ablösung vom „zählenden“ Rechnen wird angestrebt. Über anschauliche Materialien wird das Vorstellungsvermögen gefördert, Zahlen und Rechenoperationen werden mit konkreten Handlungen verbunden.

Da neben der Dyskalkulie meist noch andere Wahrnehmungsstörungen bestehen, werden auch die Feinmotorik, die visuelle und auditive Wahrnehmung (Merkfähigkeit, Sprachverständnis), die Körperkoordination und die Körperwahrnehmung trainiert.

Therapiemöglichkeiten im Rahmen der Ergotherapie bei Dyskalkulie

Die Ergotherapie bei Dyskalkulie findet meist als Einzeltherapie statt. Für die Betroffenen wird nach einer eingehenden Diagnose ein individuelles Therapieangebot erstellt.

Durch spielen, singen oder malen soll zuerst einmal das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Damit kann ein motivierendes Lernumfeld geschaffen werden und der Leistungsdruck wird zurückgenommen.

Die Fähigkeit, Mathematik zu begreifen, ist an verschiedene Wahrnehmungs- und sensorische Leistungen gekoppelt. Deshalb werden Methoden der sensorischen Integrationstherapie und Elemente der Psychomotorik genutzt. Zum Beispiel löst das Kind Aufgaben, während es in der Hängematte schaukelt.

Ebenso kommen Ansätze der integrativen Lerntherapie zum Einsatz. Die Wahrnehmungs- und Sehfähigkeit wird trainiert, um die Simultanerfassung zu fördern. Das bedeutet, dass der Betroffene eine Anzahl von Dingen auf einen Blick erkennen kann, ohne zählen zu müssen. Mit Anschauungsmaterial, wie Stäbchen, Würfel oder ähnlichem, kann dem Betroffenen ein Begriff der Mengen vermittelt werden. Das sogenannte „zählende Rechnen“ wird nach und nach durch Bilder und Arbeitsblätter abgelöst. Die Vorstellung des Betroffenen wird geschult, so dass er die Rechenoperationen aus der Vorstellung heraus lösen kann, ohne Materialien dazu zu benötigen. Die Unterscheidung von Zehnern und Einern, die Zerlegung von Zahlen (zum Beispiel 5=4+1, 3+2 usw.) und vergleichendes Rechnen wird geübt.

Die Ergotherapie bei Dyskalkulie dauert in der Regel zwei Jahre, die Eltern und Fachlehrer werden mit einbezogen.

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