Termine werden vergessen, Namen durcheinandergebracht oder die Sprache wird zunehmend undeutlich – wenn Menschen an Demenz erkranken, bedeutet dies für Angehörige einen großen Einschnitt. Gleichzeitig besteht sofort ein Interesse daran, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen und somit die Lebensqualität so gut es geht aufrechtzuerhalten. Eine davon ist die Ergotherapie, die auf verschiedene Weisen nachweislich positiven Einfluss auf die Verlangsamung der Erkrankung mit sich bringt. Wie genau sich Ergotherapie als Teil der Behandlung von Demenzerkrankten integrieren lässt und welche Hilfsstellen es hierfür gibt, nimmt dieser Artikel etwas genauer unter die Lupe.
Demenz ist nicht gleich Demenz
Zunächst gilt es festzuhalten, dass der Begriff Demenz zwar allgemein verwendet wird, allerdings sehr viele Ausprägungen haben kann. Allen gemein ist ein Verlust der geistigen Kontrolle eines Patienten, der somit nach und nach zum Pflegefall wird. Dabei äußern sich die Anzeichen hauptsächlich im gehobenen Alter, in dem oft zunächst die Erinnerungsfähigkeit nachlässt und mit fortschreitender Dauer auch weitere Abläufe immer schwerer werden. Am häufigsten diskutiert werden Demenzerkrankungen dabei im Zusammenhang mit Alzheimer, zu der auch die meiste Forschung stattfindet.
Doch so bekannt das Thema auch sein mag: Jeder Fall ist für sich einzigartig und bedarf einer fachgerechten Behandlung durch Spezialisten. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Betroffenen der Alltag trotz der Einschränkung so leicht wie möglich gemacht wird und sie trotz der unheilbaren Krankheit weiterhin ein würdiges Leben führen können. Es haben sich in der Praxis verschiedene Strategien bewährt, von denen die Ergotherapie zu den effektivsten gehört.
Über Motorik die Erinnerung erhalten: Wenn sich der Körper erinnert
Nach dem theoretischen Abriss über Demenz bleibt die Frage, wieso ausgerechnet die Ergotherapie ein probates Mittel zur Verlangsamung von Demenzerkrankungen darstellt. Immerhin handelt es sich doch um eine Einschränkung, das vor allem den Geist befällt. Doch wie so oft verhält es sich weitaus komplexer: Der Körper muss vielmehr als ganzheitliches Bild betrachtet werden, bei dem alle Bereiche ineinander verzahnt sind. Die Ergotherapie berücksichtigt dies und kann durch ihre Praktiken vor allem die Motorik trainieren.
Dies wiederum führt dazu, dass sich der Geist gewissermaßen an einzelne in seinem Körper ablaufende Prozesse erinnert. Die Krankheit erschwert dies zwar zunehmend, kann aber durch gezielte Übungen hinausgezögert werden. Somit stellt die Ergotherapie durch ihren Fokus auf Grob- und Feinmotorik das ideale Training dar. Denn wie auch beim Sport gilt: Der Körper hat stets den Impuls zur Bewegung und möchte nicht auf Dauer geschont werden. Vollständige Ruhe ist deshalb auch genau der falsche Ansatz, wenn es um die Verzögerung der Krankheit geht.
Eine weitere Komponente richtet sich an den sozialen Aspekt der Therapie. Dadurch, dass Patienten in Kontakt mit Spezialisten kommen, fühlen sie sich richtig aufgehoben und bekommen eine extra Motivation, alle Übungen voll mitzumachen. Noch bessere Wirkung entfaltet die Behandlung, wenn sie durch eine professionelle Demenzbetreuung bei einem Pflegedienst ergänzt wird. Dort gibt es die sogenannten Demenz-Wohngemeinschaften, bei denen auf Wunsch an Demenz erkrankte Menschen zusammenleben und sich auch gegenseitig unter Betreuung im Alltag unterstützen.
Individuelle Anpassung an die Bedürfnisse des Patienten
Wenn sich die Anzeichen auf eine mögliche Erkrankung verdichten, sollten Angehörige zunächst ruhig bleiben und die jeweiligen Schritte einleiten. Das in der Öffentlichkeit bekannteste Symptom ist hierbei die sich langsam bemerkbar machende Vergesslichkeit, die sich im Laufe der Zeit verschlimmert. Doch auch darüber hinaus können viele weitere Anzeichen wie Sprachprobleme oder eine verringerte Aufmerksamkeitsspanne auf Demenz hindeuten. Erste Anlaufstelle ist daher der Hausarzt, der sich ein Bild vom Patienten und seinem konkreten Fall machen kann.
Welche genauen Übungen bei einer Demenzerkrankung nötig werden, hängt also vom Einzelfall ab. Nach der ersten Diagnose durch den zuständigen Arzt und der Verschreibung der Therapie werden gemeinschaftlich die nächsten Schritte festgelegt. In diesem Zusammenhang lässt sich dann auch klären, wie die Therapie mit Medikamenten begleitet werden kann. Ziel ist es, das Voranschreiten der Erkrankung so lange wie möglich hinauszuzögern, um maximal viele Funktionen im Körper und Geist aufrechtzuerhalten.
Ergotherapie lässt sich leicht in den laufenden Alltag integrieren
Ein weiterer großer Vorteil von Ergotherapie ist die Tatsache, dass sie sich leicht in den Alltag der Patienten integrieren lässt. Sie kann sogar zu Hause stattfinden, wodurch weiterhin ein geregelter Rhythmus möglich bleibt. Schreitet die Krankheit schließlich voran, können die genannten Wohngemeinschaften das richtige Umfeld darstellen. In jedem Fall stärkt die Therapie mit ihren Übungen das Langzeitgedächtnis und setzt bei Körper und Geist Reize, die eine Erinnerung an bestimmte Routinen bilden.
Wenn eine der vielen Formen von Demenz festgestellt wird, hängt die jeweilige Behandlung zwar vom Einzelfall ab. Trotzdem ist die Studienlage eindeutig und zeigt die klaren Vorteile einer Ergotherapie. Es geht dabei zum einen darum, den Körper weiterhin zu fordern und die Ausbreitung somit zu verlangsamen. Gleichzeitig sollte der soziale Aspekt nicht unterschätzt werden, da dieser ein Gefühl von Sicherheit gibt und positive Rückmeldungen das Selbstvertrauen steigern. Spezielle Wohneinrichtungen erhöhen dies nochmals und bereiten Patienten trotz des großen Einschnitts eine höhere Lebensqualität, als dies ohne Ergotherapie der Fall wäre.