Geräte- und robotergestützte Therapie nach Schlaganfall

Geräte- und robotergestützte Therapie nach Schlaganfall
Geräte- und robotergestützte Therapie nach Schlaganfall
AMADEO der Firma Tyromotion, Graz. Die Verwendungserlaubnis für das Bildmaterial liegt Björn Stritzinger vor.

In diesem Gastartikel berichtet Björn Stritzinger über den Einsatz von Robortern in der Ergotherapie. Speziell geht es um die robotergestützte Therapie nach einem Schlaganfall. Björn Stritzinger leitet (seit 2008 zusammen mit seinem Kollegen Daniel Ramming) die Praxis Autonomie individuelle Ergotherapie in Aschaffenburg und betreut hgier seit 2011 ein eigenes Armlabor, in der robotergestützte Therapieverfahren zum Einsatz kommen.

NEUE WEGE IN DER AMBULANTEN ERGOTHERAPIE

Die Geräte-und robotergestützte Therapie nach Schlaganfall und erworbener Hirnschädigung ist noch ein recht junges Teilgebiet der Neurorehabilitation.
Immer mehr Hersteller bringen immer ausgefeiltere Geräte auf den Markt, um Betroffenen neue Perspektiven in der Therapie dieser oftmals sehr komplexen Krankheitsbilder zu geben. Dahinter stehen allerdings die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften.
Die Wissenschaft ist sich inzwischen darüber einig, dass die normalen herkömmlichen Körpertherapien alleine nicht ausreichend sind, um diese komplexen Erkrankungen effektiv zu rehabilitieren. Zum anderen wird immer mehr der Ruf nach evidenzbasierten Verfahren in der Ergo- und Physiotherapie laut.

Nach einem Schlaganfall müssen Bewegungen sehr mühsam wieder erlernt werden. Wie wir alle wissen, lernen wir am besten durch ständiges Wiederholen und learning by doing. So ist es auch mit dem Bewegungslernen nach erworbener Hirnschädigung. Hier können der Roboter oder die Geräte sehr hilfreich sein.

Hier ein Beispiel aus der Gangrehabilitation:
Ein schwer betroffener Patient mit Hemiparese, der noch nicht für eine Laufbandtherapie mit partieller Körpergwichtsentlastung geeignet ist, bedarf zum Gangtraining normalerweise mindestens der Hilfe zweier Therapeuten: Einer der den Rumpf stabilisiert und einer der schrittweise, auf einem Rollbrett sitzend oder knieend, das betroffene Bein des Patienten assistiv oder passiv vorsetzt. Dass hier in einer normalen Therapieeinheit eine hohe Zahl an Wiederholungen erreicht werden kann bzw. eine zum neuronalen Lernen ausreichend hohe Gehstrecke zurückgelegt werden kann, ist eher unwahrscheinlich und sehr mühsam für alle Beteiligten. Zum anderen reichen die hier gemachten Schritte nicht aus, um die sogenannten Lokomotionsgeneratoren im ZNS zu stimulieren. Hier setzen Gangmaschinen wie der Gangtrainer GT1 oder Gangroboter wie das G-EO Gait System an. Eine Gangmaschine kann hier in der gleichen Zeit wesentlich mehr Gangzyklen generieren, der Therapeut wird entlastet.

Das Gleiche gilt auch für die Arm – und Handrehabilitation nach erworbener Hirnschädigung. Die verschiedenen Bewegungen der Hand und des Armes können hier zunächst passiv, assistiv und aktiv aufgabenspezifisch in hohen Bewegungszyklen angebahnt werden. Die Vorteile liegen hier vor allem darin, dass Vorarbeit für alltagsnahes Üben geleistet wird. Die Voraussetzungen wie Tonusregulation, Bewegungsvorstellung und Anbahnung der Bewegung werden somit für die anschließende Therapie geschaffen.
Ein weiterer Vorteil ist die Verlaufsdokumentation und bei den meisten Geräten ein sofortiges Feedback im Sekundenfenster, was die Therapiemotivation des Patienten erhöht. Moderne robotergestützte Therapiesysteme wie beispielsweise der Fingerrehabilitationsroboter AMADEO können über hochsensible Sensortechnik exakt am Ende einer aktiven Bewegung in den passiven oder assistiven Modus übergehen und die Bewegung endgradig vervollständigen. Das Erreichte wird dem Patienten visuell und akkustisch als Feedback gegeben.
Sind hier erste aktive, kontrollierte Bewegungen im distalen Bereich ersichtlich, empfiehlt sich der Versuch der Constraint Induced Movement Therapy / Taubsches Training.

Ursprünglich für neurologische Patienten entwickelt, zeigt sich in der Praxis aber auch die Versorgung von Patienten aus den Bereichen Handchirurgie und Orthopädie als effektiv.

Im Gespräch mit Therapeuten zeigen sich immer wieder Zweifel, ob Maschinen und Roboter in der Lage sind, physiologische Bewegungen exakt abzubilden, den Körper ausreichend zu stabilisieren und das Gespür eines Therapeuten für die Notwendigkeit assistiver Unterstützung ersetzen können. Wenn man jedoch mit eigenen Augen gesehen hat, wie Patienten mit Gangmaschinen trainieren und dabei weiterhin die Unterstützung Ihres begleitenden und motivierenden Therapeuten erfahren, merkt man schnell, dass die Vorteile überwiegen und die Angst vor der Technik unbegründet ist.
Unsere Erfahrung mit Patienten zeigt, dass die Geräte erstaunlich gut angenommen werden und auch technikscheue Patienten sich sehr schnell für diese Art von Rehabilitation begeistern können. Wir können alle Patienten, Angehörige, Therapeuten und Ärzte nur ermutigen, sich mit der geräte-und robotergestützten Therapie auseinanderzusetzen.

Zum Schluss wollen wir darauf hinweisen, dass Maschinen uns als Therapeuten nicht ersetzen können! Die normale manuelle Körpertherapie und die damit verbundene sozio- emotionale Patient – Therapeuten – Bindung wird auch In Zukunft Ihren festen Platz in den Therapieräumen dieser Welt haben.

Kontakt zu Björn Stritzinger

„AUTONOMIE“ ERGOTHERAPIE
Stritzinger / Ramming GbR
Liebigstraße 2
63743 Aschaffenburg

Telefon: 0 60 2 1 – 4 44 7 36 6
Telefax: 0 60 2 1 – 4 44 7 36 7
Email: autonomie-ergotherapie@web.de
Web: www.autonomie-ergotherapie.de

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