Bei der Ausstattung seiner Praxis-Räume kommt man um die Anschaffung ordentlicher Therapie-Liegen nicht drumherum. Auch wenn in der Ergotherapie zahlreiche Behandlungen auch im Sitzen stattfinden können: Mindestens ein Behandlungsraum sollte mit einer hochwertigen und zur Behandlung passenden Therapieliege ausgestattet sein. Sie ist wesentliches Element zahlreicher Therapieansätze. Eine ordentliche Therapieliege unterstützt die Arbeit des Therapeuten und das Wohlbefinden des Patienten.
Übrigens: Sogar in den Zulassungsvoraussetzungen für eine Ergotherapiepraxis beim Bundesverband für Ergotherapeuten in Deutschland e.V. beschrieben gehört eine Therapieliege bzw. eine ordentliche Therapiematte zur absoluten Pflichtausstattung einer Ergotherapiepraxis!
Doch woraus sollte man bei der Anschaffung achten? Welche Kriterien müssen erfüllt sein und welche Liege ist die Richtige? Der Artikel kann sicherlich nicht beantworten welche Liege es mit welchen Eigenschaften konkret sein soll, aber er soll Ihnen dabei helfen die richtigen Fragen vor der Anschaffung einer neuen Therapieliege zu stellen – damit der Kauf sich auf lange Sicht auszahlt.
Maße und Gestell einer Therapieliege
Die wichtigsten Fragen beim Kauf von Therapieliegen stellen sich ganz sicher zu den Punkten Gestell und Maßen der Liege. Diese muss vor allem zu Ihren Praxis-Räumen und zu den behandelnden Therapeuten passen.
Die Liege muss von der Größe her zum zukünftigen Aufstellungsort passen. Sie sollten also vorab einmal gucken „wo das gute Stück stehen soll“ und im Vorfeld abstecken, welcher Platz zur Verfügung steht. Tipp: Probieren Sie doch mal mit Schnüren und/oder leeren Kartons den betreffenden Bereich zu makieren oder nutzen Sie eine Software zur Visualisierung. Das gibt im Vorfeld einen guten Eindruck davon, wie der Raum künftig aussieht und nutzbar sein wird.
Ergonomie und Flexibilität beim Gestell
Die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes muss zu den Anforderungen des Therapeuten passen. Eine Liege darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein, damit man bequem am Patienten arbeiten kann.
Flexible Möglichkeiten zur Einstellung und zur Anpassung an den behandelnden Ergotherapeuten (oder an die Situation des Patienten) helfen dabei. So gibt es Gestelle, die sich elektrisch bzw. hydraulisch in der Höhe verstellen lassen. Sie kosten zwar mehr, führen aber zu einem besseren Arbeitskomfort des Therapeuten.
Außerdem sollten Sie darauf achten, dass das Gestell so gestaltet ist, dass es Ihnen als Therapeut Beinfreiheit gewährt. Achten Sie darauf, dass Sie gut an die Liege herantreten und auch eng am Patienten arbeiten können – so, dass die Füße einen bequemen und sicheren Stand haben.
Da viele Therapien auch im Sitzen absolviert werden, sollten Ihre Patienten nicht nur bequem liegen können, sondern auch in sitzender Position gut auf der Liege halt finden.
Gleichzeitig gibt es Liegen die im Raum verschoben werden können. Dies erleichtert ggf. das Anpassen des Arbeitsortes an Patient oder Therapeut, ist aber nicht immer notwendig und oder Empfehlenswert.
Belastbarkeit ist Essenziell
Sie kennen Ihre neuen Patienten heuten noch nicht. Neben Menschen mit normalen Körperbau mag es durchaus auch schwergewichtigere Patienten geben. Sie brauchen etwas mehr Liegefläche und das Gestell muss hier mitmachen. Achten Sie daher auf eine ordentliche Materialstärke und auf die Belastbarkeit der Liege!
Stahlrohre sollte eine Wandstärke von mindestens 3,5mm haben. Belastbarkeit sollte nicht nur in der Werbung beschrieben werden, sondern auch durch Nachweise und Prüfungen belegt werden können. Eine gute Orientierung liefert hier die Norm IEC 60601. Sie schreibt vor, dass genormte Liegen mit dem vierfachen der angegebenen Belastungsgrenze getestet worden sind und dem Test stand hielten. Entsprechend hat man hier eine sehr hohe Sicherheit, dass die Liegen auch wirklich bis zur Belastungsgrenze belastet werden können (und im Zweifel auch mal darüber hinaus).
Tipp: Achten Sie auf das Gewicht der Liege. Eine gute, stabile und belastbare Therapieliege mit ordentlicher Polsterung hat ein hohes Eigengewicht und kann auch gerne 90 Kilogramm und mehr wiegen! Leichtere Liegen deuten darauf hin, dass die eingesetzten Materialien ggf. nicht für Langlebigkeit und Stabilität der Therapieliege stehen.
Ordentliche Verarbeitung prüfen
An einer Liege darf nichts wackeln oder schlackern. Die Patienten, die ohnehin beeinträchtigt sind, müssen sicher auf die Liege kommen und sicher liegen können. Wackeln schrauben oder gibt es Spiel in der Verarbeitung, so wackelt die Liege. In der Bewegung eingeschränkte Menschen werden große Probleme haben hier sicher zu liegen. Daher sollten Sie auf eine ordentliche Verarbeitung achten und lieber in der hochwertigeren Liga suchen!
Zugang ermöglichen
Im Zusammenhang mit dem Kauf einer Therapieliege für die Ergotherapiepraxis sollte nicht nur geprüft werden, wie die Liege als solches beschaffen ist. Auch der Zugang zu einer Liege sollte sicher gestellt werden. Ein ordentlicher Tritt oder gar eine fest installierte Zugangstreppe mit 2 Stufen können eingeschränkten Menschen helfen sich zu setzen oder zu legen.
Polsterung und Liegefläche
Im Rahmen der Anschaffung sollte man auch die Polsterung unter die Lupe nehmen. Sie sollte bequem für den Patienten sein. Nicht zu weich und nicht zu fest. Natürlich muss Sie schnell gereinigt und Desinfiziert werden können.
Zentrale Fragen stellen sich hier bei der Polster-Dicke und der Anzahl der gepolsterten Flächen. Gerade bei verstellbaren und flexiblen Liegeflächen finden sich häufig mehrere gepolsterte Flächen. Bei Aussparungen (z. B. für das Gesicht bei auf dem Bauch liegenden Patienten) sollten Sie zudem auch darauf achten, dass diese ausreichend gepolstert und bequem sind.
Auch die Einstellmöglichkeiten der Liegefläche sind wichtig. Ggf. müssen Fuß- oder Kopfteil für die Therapiemethoden verstellt werden können.
Das Polster sollte strapazierfähig sein. Denken Sie daran, dass vor allem an den Kanten (über die man sich beim hinlegen und Aufstehen bewegt) schnell Abnutzungsspuren erkennbar werden können. Dies kann durch Materialverstärkung und ggf. Überzüge reduziert werden. Außerdem sollten Polster austauschbar sein.
Als besonders empfehlenswert haben sich hier Kunstlederprodukte herausgestellt. Sie sind schnell zu reinigen und bieten eine gute Mischung aus Liegekomfort und Widerstandsfähigkeit.
Welche Normen sind für eine Therapieliege wichtig
Damit Sie (und ihr Team) sicher und risikofrei arbeiten können, sollte die neue Therapieliege einigen gängigen Normen entsprechen. Hier ein Auszug der relevanten Normen, mit denen man sich vor bzw. bei Anschaffung einmal näher auseinandersetzen sollte:
- Die Norm IEC 60601 hinsichtlich der Belastbarkeit hatte ich ja oben bereits erwähnt.
- Da es sich bei der Therapieliege um ein Medizinprodukt handelt ist hier auch die Norm (EU)2017/745 (MDR) zu erwähnen.
- Empfehlungen für die Funktion und Ausstattung von höhenverstellbaren Therapieliegen gibt es auch vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – BfArM.
- Die DIN gibt mit der DIN VDE V 0750-2-52-2 eine Norm für die Sicherheit und die wesentlichen Leistungsmerkmale von medizinisch genutzten Liegen vor.
- Achten Sie außerdem auf eine CE-Kennzeichnung der Liege
Und sonst so?
Wenn Sie das Geld investieren und Ihre Ergotherapiepraxis mit einer neuen, hochwertigen Therapieliege ausstatten, dann sollten Sie darüber nachdenken, welche Serviceleistungen rund um die Liege noch benötigt und welche weiterführenden Fragen Sie sich stellen müssen.
Mein Tipp: Wenn‘s geht, probieren Sie die Liege mal aus. Am besten zu Zweit. Legen Sie sich probeweise auf die Liege, testen Sie mal die Behandlung an einem Partner an. Wie fühlt sich das an? Wenn Sie im Internet kaufen wollen, geht das natürlich auch. Hier sollten Sie im Vorfeld auf eine ordentliche Beratung setzen. Kaufen Sie nicht einfach ein Produkt im Shop. Lassen Sie sich im Vorfeld beraten. Gute Dienstleister beraten Sie im Vorfeld per Telefon – sie erfassen Ihre Anforderungen und geben gezielt die richtigen Produktempfehlungen!
Ansonsten sollten Sie beim Kauf der Therapieliege hinaus einige Fragen stellen und für sich beantworten, z. B.:
- Wie kommt die Liege (die ja durchaus schwer und klotzig ist) in die Praxis? Wie wird sie geliefert?
- Wer stellt die Therapieliege bei Ihnen in der Ergotherapiepraxis auf? Wer baut sie zusammen?
- Wie soll die Liege künftig gewartet werden? Es ist empfehlenswert regelmäßig jemanden prüfen zu lassen, ob die Liege noch „in Ordnung“ ist und voll belastet werden kann. Wartungsnachweise sollten Sie aus Gründen des Risikomanagements aufheben.
- Wird die Therapieliege in Ihrer Ergotherapiepraxis auch künftigen Entwicklungen gerecht? Nicht selten baut man sein Leistungsspektrum über die Zeit aus. Hat die avisierte Liege dann noch die nötige „Funktionalität“ um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden? Welche Sachen könnte man in Zukunft drumherum anschaffen und gibt es die Möglichkeit den Umfang später zu erweitern? Stehen diese Funktions-Erweiterungen auch 4 oder 5 Jahre nach dem Kauf noch durch den Händler zur Verfügung?
Was kostet eine ordentliche Therapieliege?
Die Kosten einer Therapieliege für die Ergotherapiepraxis hängen im Wesentlichen von den benötigten Funktionen und Ausstattungsmerkmalen ab. Hier sollten Sie sich im Vorfeld überlegen, welche Therapien Sie anbieten wollen und wie umfangreich die Liege ausgestattet sein muss.
Einfachere Modelle gibt es bereits im mitleren, dreistelligen Bereich. Wer etwas mehr Komfort, Flexibilität und Ausstattung sucht, der kann aber durchaus auch 1000 – 2000 Euro für eine ordentliche Therapieliege einplanen. Hinzu kommen oft noch Kosten für die Lieferung, die Aufstellung und für eine regelmäßige Wartung der Liege.