Ergotherapie bei Depressionen

DepressionImmer mehr Menschen leiden unter Depressionen und gerade in den letzten Wochen erreichten uns per E-Mail immer wieder E-Mails, welche Behandlungsmöglichkeiten es denn im Rahmen der Ergotherapie gibt. Auch im Internet wird immer öfter gefragt, wie sich Depressionen im Rahmen einer ergotherapeutischen Behandlung therapieren lassen. In diesem Artikel soll noch einmal konkreter auf das Thema Behandlung von Depressionen mit Ergotherapie eingegangen werden. Dabei soll zuerst erläutert werden, was eigentlich eine Depression ist und durch welche Symptome sich diese auszeichnet und dann soll auf die Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen von ergotherapeutischen Sitzungen eingegangen werden.

Einer wissenschaftlichen Studie der Weltgesundheitsorganisation zu Folge sind Depressionen auf einem besorgniserregenden Vormarsch. Zahlreiche Menschen sind dadurch privat und beruflich nachhaltig beeinträchtigt. Dabei sind mehrheitlich Frauen die Betroffenen. Im schlimmsten Fall begehen Erkrankte sogar Selbstmord. Der durch die Depression entstehende volkswirtschaftliche Schaden ist immens. Unter einer Depression ist eine psychische Erkrankung zu verstehen, bei der eine andauernde Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit und Antriebsarmut auftritt. Dabei bewirkt ein quälendes Gefühl der inneren Leere eine Zukunftsangst und Perspektivlosigkeit. Der Wille und die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung werden zunehmend gelähmt. Weitere Symptome, die bei einer Depression auftreten können, sind:

  • Appetitlosigkeit
  • Nervöse Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Gereiztheit
  • Verringerung des Selbstbewusstseins
  • Leistungsabfall
  • Schuldgefühle
  • Einschränkung sozialer Kontakte
  • Abgeschlagenheit, vorzeitige Ermüdung
  • Organische Beschwerden
  • Suizidgedanken

Mögliche Ursachen für eine Depression

Die Entstehungsursachen sind vielfältig. Die Gründe für eine Depression können durch körperliche oder seelische Überlastungen im privaten oder beruflichen Bereich liegen. Auslöser einer Depression können Schicksalsschläge wie ein Trauerfall oder Mobbing am Arbeitsplatz sein. Der übermäßige Konsum von Genussgiften oder Medikamenten kann ebenfalls zu Depressionen führen. Außerdem kann Gewalt oder Liebesentzug gegenüber Kindern Depressionen zur Folge haben. Ebenso können auch ohne äußere Einwirkungen genetische Faktoren für die Erkrankung ausschlaggebend sein.

Verlauf und Auswirkungen einer Depression

Eine Depression verläuft nicht einheitlich. Es kann sich um eine einmalige oder wiederholt im Leben auftretende depressive Episode handeln. Als Folgen einer Depression können im weiteren Verlauf Störungen in einer partnerschaftlichen Beziehung, der Verlust des Arbeitsplatzes, Rückzug in die Isolation und schlimmstenfalls der Suizid eintreten. Angesichts verschiedener Krankheitsursachen und eines unterschiedlichen Verlaufs muss eine hilfreiche Therapie individuell auf den Patienten abgestimmt sein. Dabei kommen psychotherapeutische Maßnahmen, der Einsatz von Medikamenten oder ein stationärer Aufenthalt infrage. Von großer Bedeutung für einen destabilisierten Depressions-Patienten ist es, dass er im Rahmen einer Therapie wieder aktiv und dauerhaft zu einer eigenständigen uneingeschränkten Lebensführung zurückfindet. Dazu bietet sich eine ergotherapeutische Behandlung an.

Der ganzheitliche Ansatz der ergotherapeutischen Behandlungsmethode

Die Ergotherapie dient durch eine gezielte Beschäftigungs- und Arbeitstherapie der Förderung und Rehabilitation geistiger, motorischer und sozialer Fähigkeiten. Der ganzheitliche Behandlungsansatz beinhaltet das diagnostische Verfahren, die Planung und analytische Bewertung der Behandlung und professionelle Anleitungen zur Selbsthilfe. Dazu erfolgt ein gezieltes Training. Flankierende Maßnahmen sind die Beratung von Angehörigen und mögliche Hilfestellungen zu beruflichen Veränderungen. Im Rahmen dieser prozesshaften Entwicklung soll der betroffene Patient im Ergebnis wieder handlungsfähig im Alltag sein und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Insgesamt soll die Lebensqualität wieder den Verhältnissen vor der Erkrankung entsprechen.

Die Diagnose

Ergotherapie bei DepressionHierbei wird versucht, anhand der im Gespräch mit dem Arzt/Therapeuten geschilderten Lebenssituation und der erkennbaren oder geschilderten Symptome die Ursache der Depression zu ermitteln. Dabei stellt sich heraus, ob es sich um eine endogene Depression aufgrund von Stoffwechselveränderungen im Gehirn oder um eine exogene Depression handelt. Bei der exogenen Depression kann es sich um eine neurotische, erschöpfungsbedingte Depression handeln. Es ist auch das Vorliegen einer reaktiven Depression möglich, bei der auf ein sehr belastendes aktuelles Ereignis wie zum Beispiel ein Trauerfall reagiert wird. In wenigen Fällen bleibt der Auslöser der Depression auch unentdeckt. Es können auch mehrere Ursachen gleichzeitig verantwortlich für die Erkrankung sein. Das diagnostische Ergebnis bestimmt die Behandlungsform durch die
Ergotherapie.

Die ergotherapeutische Behandlung

Die Auswahl der zur Therapie verwendeten Motivatoren, Arbeitsschritte, Mittel und Schwierigkeitsgrade hängen vom individuellen Krankheitsbild und den persönlichen Fähigkeiten, Gewohnheiten und Wünschen ab. Es darf insbesondere keine Überforderung des Erkrankten stattfinden. Von daher sind in der ersten Behandlungsphase Erfolgserlebnisse besonders wichtig. Durch eine Wiederholung und Verstärkung von Erfolgserlebnissen wird für den Betroffenen der vorhandene Leidensdruck durch die negativen Gefühlswahrnehmungen vermindert. Dadurch wird die Hoffnung, dass sich der depressive Zustand nochmals ändern könnte, neu belebt. Gleichzeitig erhöht sich die Teilnahmebereitschaft an einer Gruppentherapie. Dadurch wird auch die Möglichkeit geschaffen, einen realistischen Abgleich eigener Fähigkeiten in der Gruppe wahrzunehmen. Hemmnisse im Gesundungsprozess durch die Einstellung des Erkrankten wie Scham oder das Gefühl der Minderwertigkeit können in der Einzel- und Gruppentherapie Zug um Zug abgebaut werden.

Die Teilnahme und Kommunikation in der Gruppe fördert Konzentration, Spontanität, Sozialverhalten und Aktivität. Verhaltensdefiziten wie Isolation und Passivität wird dadurch entgegengewirkt. Im Rahmen praktischer Übungen werden Interesse und Neugier geweckt. Der Betroffene verlässt den Standort der Resignation, während er sich wieder mit anderen Menschen und dem eigenen Verhalten auseinandersetzt. Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Ausdrucksfähigkeit sowie die Wiederbelebung sozialer Kompetenzen sind hilfreich auf dem Weg zur Alltagstauglichkeit. Eine handlungsorientierte Maßnahme der Ergotherapie ist auch die Schaffung einer Erlebnismöglichkeit zur handwerklichen oder künstlerischen Gestaltung und des Spielverhaltens. Außerdem werden einzelne Versorgungsmaßnahmen und soziale Kontakte konkret besprochen, trainiert und dann wieder kontrolliert ins Alltagsverhalten zurückgeführt. Dazu zählt beispielsweise die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, der Besuch eines Kinos oder der Einkauf im Supermarkt.

Jeder zurückgewonnene Baustein im Erlebnisspektrum eines depressiven Menschen trägt auch dazu bei, vorteilhafte Ablenkung in den Automatismus der negativen Gedankenflut einzubringen. Das Feedback der Gruppenmitglieder und des Therapeuten wird auch vom Betroffenen als Ausdruck der Wertschätzung empfunden. Hinzu kommt ein tief greifendes wechselseitiges Verständnis bezogen auf die Krankheitssymptome. Das Stärken des Selbstwertgefühls soll in Verbindung mit wiedererlernten Handlungskompetenzen Sicherheit und Stabilität bewirken. Erfahrungswerte der Gruppenmitglieder, als praktische Tipps für das Verhalten am Arbeitsplatz oder zur Förderung sozialer Kontakte, können für die eigene Lebenssituation wertvoll sein.

13 Antworten auf „Ergotherapie bei Depressionen“

  1. Dass ist ein interessanter Ansatz Depressionen mit Ergotherapie anzugehen.Der ganzheitliche Ansatz der ergotherapeutischen Behandlungsmethode klingt vielversprechend. Dass hätte einer Bekannten damals vielleicht auch besser weitergeholfen als die Reha der Rentenversicherung.

  2. Alles schön und gut. Aber versuchen sie mal eine Verordnung zur Ergotherapie bei Depressionen zu erhalten. Ich habe es versucht, obwohl meine Therapeutin das nachdrücklich für sinnvoll hält, verweigert der Psychater eine Verordnung. Mit Diagnose rezdv. Depression ginge das nicht.

    1. Liebe Sanna
      Ich bin Leiterin in einer ergotherapeutischen Praxis.
      Die Verordnungen für Patienten mit Depressionen jeglicher Art nehmen stetig zu.
      Immer mehr Hausärzte gehen dazu über eine VO auszustellen um eine weitere Möglichkeit neben Psychotherapie/Psychologe zu geben.
      Will heißen,es ist nicht zwingend erforderlich eine Verordnung vom Psychiater zu erhalten.
      Hausarzt funktioniert auch.

    2. Das ist definitiv falsch! Ich habe leider auch schon mal einen Psychiater erlebt, der abstritt, dass es sowas wie Ambulante Psychiatrische Pflege Zuhause gibt… Ich habe mit der Diagnose rezidiv. Depression vor kurzem vom MVZ Reppenstedt ( http://www.timmermann-und-partner.de/therapieformen ) Ergotherapie verordnet bekommen. Bereits 2015 auch schon mal und jetzt verordnet mir die Institutsambulanz der Psychiatrischen Klinik ambulante Ergotherapie.

      Ruf doch mal eine Ergotherapie-Praxis in Deiner Nähe an und bitte diese um einen Tipp, von welcher Arztpraxis sie Überweisungen mit Deiner Diagnose bekommen. 😉

    3. Hallo 🙂
      Also ich komme gerade von meiner Neurologin/Psychiaterin mit einer Verordnung für Ergotherapie.
      Meine Diagnose ist auch – unter anderem – eine rezidiverende Depression.
      Mir war bis dato völlig unbekannt, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt.
      Bisher hatte ich immer „nur“ Medikamente & Psychotherapie.
      Ich weiß dass es schwierig ist einen guten Neurologen/Psychiater zu finden bzw. überhaupt einen Termin zu bekommen, aber vielleicht wäre ein Wechsel möglich?
      Ich hoffe allerdings, dass es Dir mittlerweile wieder besser geht.
      Liebe Grüße

    4. Sie können von ihrem Hausarzt ein psychosoziales Rezept für Ergotherapie einfordern. Das kann der Arzt aufstellen und wird nicht zwangsläufig von einem Psychiater verschrieben. Ich habe gerade eine Patientin mit Depressionen auf diesem Wege aufgenommen.

  3. Ich war wegen meiner Depression für 2 Monaten in Krankenhaus. Dort haben die Ärzte mit Ergotherapie unsere Erkrankungen behandelt. Ich fand, dass es mir ziemlich effektiv war. Gibt es vielleicht die Möglichkeiten, Ergotherapie von ambulantem Pflegedienst zu bekommen?

    1. Liebe Kirsten,
      wenn du genau liest, merkst du, dass da nicht steht, dass Ergotherapeuten Diagnosen stellen! Weil das dürfen wir gar nicht!
      Auf der Heilmittelverordnung steht eine Diagnose drauf und wir müssen einen Behandlungsplan schreiben.
      Arbeitest du als Ergotherapeut in einer Klinik, musst du auch je nachdem noch die Behandlungsform bestimmen.
      In dem Fall ist das dann eine Psychisch funktionelle Behandlung.
      😉 Liebe Grüße

  4. Interessant, wie Ergotherapie gegen Depression wirkt. Die Teilnahme an einer Gruppentherapie finde ich sehr hilfreich. Spontanität, Sozialverhalten und Aktivität sind auf jeden Fall für die Bekämpfung von Depression notwendig. Ich finde diesen Beitrag sehr informativ und interessant. Meine Tante leidet leider an Depression und ich glaube, dass diese Behandlung hilfreich sein kann. Danke!

  5. Ich hatte schon mehrfach ein Rezept für Ergotheraphie von meinem Psychiater bekommen, Diagnose Depression und Konzentrationsstörung. Dort haben wir Gespräche geführt und am PC Konzentration geübt. War sehr hilfreich. Noch besser war jedoch ein Rezept für Ergotheraphie für Biofeedback, da werden Elektroden am Kopf und Körper angebracht, wo man genau sieht, ob der Körper überhaupt entspannen kann! Zwar hatte ich das Gefühl mein Körper ist entspannt, aber das Ergebnis am PC sagte das Gegenteil. Diese Theraphieform fand ich sehr gut und hilfreich.

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